Besondere Chancen bieten sich, wenn man die beiden Reaktivierungsprojekte der Etzwiler Bahn und der Ablachtalbahn miteinander verbinden würde: So ergäben sich in der Organisation Synergieeffekte, vor allem würden aber die Fahrgäste profitieren, wenn einmal die Züge umsteigefrei von Singen über Stockach nach Meßkirch fahren würden: So ein durchgehendes Angebot wäre ein Quantensprung im Nahverkehr und könnte auch für Fahrten von und nach Ulm für kurze und attraktive Fahrzeiten sorgen. Gerade während der Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn mit mehrmonatigen Sperrungen könnte die Ablachtalbahn eine schnelle Querspange nach Ulm bilden.
Am Zielpunkt der Fahrt betonte Mühlingens Bürgermeister Thorsten Scigliano, dass ein Bahnanschluss das Hinterland nördlich von Stockach als familienfreundlichen und bezahlbaren Wohnstandort noch attraktiver machen würde und er sich daher auf die Reaktivierung der Ablachtalbahn freue. Frank von Meißner, Eisenbahnbetriebsleiter der Ablachtalbahn und Reaktivierungsexperte, konnte darstellen, dass eine Machbarkeitsstudie für die Ablachtalbahn rund 1.800 Fahrgäste pro Tag und eine gute Wirtschaftlichkeit prognostiziere: Der Nutzen übersteige die Kosten um 38 %. Dieses gute Ergebnis werde bis 2026 in einer finalen ‚Standardisierten Bewertung‘ erhärtet. Man rechne mit einem positiven Ergebnis, und somit könne die Ablachtalbahn großzügige Zuschüsse in Höhe von 95 Prozent der Investitionskosten für die Reaktivierung bekommen.
Die neue Ablachtalbahn via Meßkirch nach Mengen könnte dann ca. 2030 in Betrieb gehen. Damit könne man an die Erfolgsgeschichte der 1996 reaktivierten Seehäsle-Strecke anknüpfen: Auf dem Seehäsle Radolfzell — Stockach fahren heute 3.500 Fahrgäste pro Tag mit, prognostiziert waren einst 1.500 Fahrgäste. Gegenüber der früheren Busverbindung vor 1996 fahren dort heute 8 Mal mehr Fahrgäste mit. Alles spreche also dafür, das Seehäsle weiterzuentwickeln und nach Mengen und Richtung Singen zu verlängern.